Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Der Entdecker der Glasmalerei stammte aus Kall-Heistert
Österliche Fensterbilder aus dem Steinfelder Kreuzgang

Wochenspiegel Schleiden Ostern 2000

Verlässt man in Kall die Kölner Straße um nach Heistert zu kommen, erblickt man das Schild „Pfarrer-Reinartz-Straße“ - Erinnerung an den Entdecker der Glasmalerei

Von Hans-Peter Schiffer

Kall-Steinfeld. Mit diesem Straßennamen erinnert die Gemeinde Kall an einen Mann, der wesentliche Arbeiten zur Erhellung und Erhaltung der Geschichte der Nordeifel geleistet hat. Wer in der Historischen Kreisbibliothek in Euskirchen Bücher zum Studium der Heimatgeschichte aufschlägt, trifft häufig auf den Namen Nikola Reinartz, der seine Bibliothek geschichtlicher Werke dem Kreis Euskirchen überlassen hat.

Privatsammlung

1908 entdeckte Nikola Reinartz in der englischen Schlosskapelle zu Ashride Park einen Teil der alten Glasmalereien aus dem Kreuzgang der Abtei Steinfeld, die zu den größten und inhaltsreichsten Beständen der deutschen Glasmalerei der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehören. Nach der Aufhebung der Abtei Steinfeld im Jahre 1802 gerieten die Glasmalereien in den Handel und kamen größtenteils in eine englische Privatsammlung, seit 1928 befinden sie sich im Besitz des Victoria und Albert-Museums in London. In seinem Bericht „Die alten Glasgemälde im Kreuzgang der Prämonstratenser-Abtei Steinfeld in der Eifel und ihre Stifter“ schreibt Pfarrer Nikola Reinartz: „Da tut sich mit inmitten eines Hochwaldes mit Rudeln von Edelwild auf weitem Plan das in neugotischem Stil erbaute Schloss des englischen Grafen auf, und wie mit einem Zauberschlage fühle ich mich in Ashride Chapel in die rheinische Heimat versetzt. Als wenn ich im Hohen Dome zu Köln in den Anblick der leuchtenden Pracht mittelalterlicher Kunst des Nordschiffes versunken stünde. Sämtliche elf großen Doppelfenster der Kapelle sind mit Erzeugnissen rheinischer Glasmalkunst des 16. Jahrhunderts durchsetzt. Allenthalben stehen Namen der Heimat auf den Stifterbildern, sehen Prämonstratenser in weißem Habit, Äbte, Ordensheilige, voran St. Norbert, auf den rheinischen Landsmann nieder. Edelgut der rheinischen Heimat, das war der erste überwältigende Eindruck!“

Fenster aus 1526

Von den insgesamt 120 vorgefundenen Scheiben stammten 39 aus Steinfeld, ein gutes weiteres Drittel gehörte der Trappisten-Abteil Mariawald. 1526 war das erste Glasfenster im Steinfelder Kreuzgang eingesetzt worden. 1542 stellte man das 21. Fenster fertig, 1558 setzte man das 27. und letzte Fenster ein. In den Glasmalereien des Steinfelder Kreuzganges war die ganze Heilsgeschichte dargestellt. Inzwischen hat man weitere 56 Scheiben in verschiedenen englischen Kirchen vorgefunden.

Die Darstellung „Christi Auferstehung“ auf der Glasscheibe im Fenster Nr. 20 zeigt eine starke Anlehnung an Dürers Kleine und Große Passion „Auferstehung“. Der Auferstandene Christus, zu dessen Füßen die schlafenden Wächter liegen, hält die Kreuzesfahrer in der Hand, mit der Rechten weist er nach oben, wo Engel ihn umgeben. Im Fenster Nr. 21 befindet sich das Bild „Christus erscheint seiner Mutter“. Der Künstler schmückt die Gestalt Christi mit einem Zepter, dem Sinnbild höchster macht und göttlicher Kräfte. Ebenfalls im Fenster 21 ist dargestellt, wie der österliche Christus den zwei Jüngern in Emmaus beim Mahle erscheint.

1874 geboren

Nikola Reinartz, der Entdecker der Steinfelder Glasmalereien, wurde 1874 in Callerheistert als Sohn der Eheleute Heinrich Reinartz und Gertrud Sibylle Pünder aus Lückerath geboren. In seinem selbst verfassten Totenzettel schreibt er: „Deren Vorfahren am Bleiberg schon seit Jahrhunderten der Kirche Gottes viele Priester geschenkt haben.“ Nach dem Besuch der Gymnasien in Schleiden, Münstereifel und Neuß studierte Nikola Reinartz Theologie in Innsbruck, Bonn und Freiburg, wurde 1899 im Kölner Dom zum Priester geweiht und trat in Brühl seine erste Kaplanstelle an. Aus gesundheitlichen Gründen musste er sich anschließend im Süden aufhalten, war eine zeitlang am Gardasee Kurgeistlicher und wurde danach Rektor in Eiserfey und später Hausgeistlicher in der Lungenheilstätte in Mönchengladbach. Bevor er 1919 Pfarrer von Weingarten wurde, war er Anstaltseelsorger in einem Fürsorgeheim in Aachen und Rektor in Mühleip bei Eitorf.

Nikola Reinartz wurde bekannt als Geschichtsforscher; zu seinen bekanntesten Schriften gehören u.a. „Die Jülicher Bergbeamten im Wildbann Kall“, „Neues zu Romantik und Geschichte des Feytals“, „Alte Kirche zu Hellenthal, eine Steinfelder Klostergründung um 1097“, „Das Leichenbegängnis des Grafen Dietrich IV. Von Manderscheid-Schleiden 1551“, Stolzenburg und Dalbenden“ oder „Steinfeld, das Bergmannskloster der Eifel und die wallonische Einwanderung“. Im 80. Lebensjahr ist Pfarrer Reinartz 1954 in Kreuzweingarten gestorben. Zu seinem Tode schrieb Paul Heusgen: „Mit Nikola Reinartz ist ein Mann dahingeschieden, der sich als frommer Priester und eifriger Seelsorger in die Herzen seiner Pfarrangehörigen ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Darüber hinaus wird auch sein Andenken im Kreise der rheinischen Heimatforscher und Geschichtsfreunde sobald nicht vergessen werden.“


Wochenspiegel Ostern 2000


Nikola Reinartz
(1874-1954)


Christi Auferstehung, Fenster aus dem Steinfelder Kreuzgang - die Scheibe ist 95,9 cm hoch und 55,9 cm breit und entstand um 1541/42.


Sammlung W.T.H.





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