Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de



Annalen des Historischen Vereins 139 für den Niederrhein 1941.
Die „Krummel“ von Nechtersheim, ein Eifeler Rittergeschlecht.
Von Nikola Reinartz.





I. Die ältere Generation der Ritter von Nechtersheim.

Nettersheim – so bereits im Prümer Urbar, 867 Nefresheim im Eifelgau, 1) mittelalterlich meist Nechtersheim 2) – heute ein beliebter Luftkurort des Kreises Schleiden, im oberen Urfttal 450 m hoch gelegen, hat wiederholt die Aufmerksamkeit der Geschichtsfreunde auf sich gelenkt, zuletzt im Jahr 1909 anläßlich der Ausgrabung des 1 ½ km südwestlich auf der „Görresburg“ aufgedeckten Tempelbezirkes der matronae Aufaniae, 3) der gemäß den zahlreichen, jetzt im Bonner Landesmuseum befindlichen Weihedenkmälern in Beziehung zu einem römischen Wachtposten auf der Köln-Trierer Heerstraße, die in der Nähe vorbeiführte, stand. Vorher waren in den Jahren 1877 und 1891 auf dem linken Urftufer in der Flur „auf der Kaulen“ zahlreiche Frankengräber mit wertvollen Beigaben ausgegraben worden. 4) Fügen wir noch hinzu, daß unterhalb Nettersheim im Urfttal sich auch der Quellbrunnen der berühmten römischen Wasserleitung aus der Eifel nach Köln, der längsten in Europa, befindet, so haben wir die Spuren geschichtlicher Ereignisse, die die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung in und bei diesem Eifeldorf hinterlassen haben, gekennzeichnet. 4a)

Von Nettersheim hat aber auch Namen und Ausgang genommen ein in den Kriegen und Fehden des 15. Jahrhunderts viel umworbenes Eifeler Rittergeschlecht, das sich dann weiterhin im Jülicher Land, nach der Ahr und im Maiengau, ja bis nach Limburg und Luxemburg hin verzweigt hat, das Geschlecht der später „Krummel“ zubenannten Ritter von Nechtersheim. Manche Forscher haben sich bereits mit dieser Familie befaßt und Material zu ihrer Geschichte zusammengetragen, so vor allem Schannat-Bärsch 5) und v. Redinghoven, 5a) sodann Quix 6) und Macco 7) vornehmlich über die Krummel zu Raeren und Vaelsbroich, v. Haeften über die zu Weyer; 8) Fahne 9) gibt, teilweise auf Quix beruhend, Urkundennotizen und Bruchstücke von Stammlisten über die Krummel zu Firmenich und Gartzem. In neuerer Zeit haben wertvolle Beiträge geliefert E. v. Oidtmann, dessen Nachlaß in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln ruht, 9a) und H. Neu, dem für freundliche Überlassung seiner Aufzeichnungen auch hier gedankt sei. G. Straßer hat zuerst eine jetzt im Manuskript auf der Stadtbibliothek Trier aufbewahrte zusammenhängende Genealogie der Ritter von Nechtersheim versucht, die allerdings, abgesehen von manchen Lücken, einer Nachprüfung nicht überall standhält.

Um die Anfänge des Geschlechtes einwandfrei zu klären, ist es notwendig, zuerst den Schutt historischer Irrtümer auszuräumen, die aus der Verwechslung von Nettersheim (Kr. Schleiden) mit Nachtsheim bei Virneburg (Kr. Mayen) und Nattenheim (Kr. Bitburg) entstanden sind. Gotfrid von Natisheim, 10) der 1229, und Siffrid von Natisheim, der 1238 Zeuge in Urkunden der Grafen von Virneburg ist, haben ebenso wie der 1385 erscheinende Burgmann von Blankenheim, Clais von Nattenheim, 11) nichts mit Nettersheim zu tun. Ausgeschlossen wäre aber nicht, daß Walreyve von Neychtersheym, 1385 Pfarrer in Schönau, und Arnold von Nechtersheim, Conventual von Steinfeld, 1387 Pfarrer von Fritzdorf, 12) stammverwandt sind, da die Krummel in Schönau begütert waren und der Vorname Arnold auch bei einem Ritter von Nechtersheim zur selben Zeit erscheint. Wie dem auch sei, das Geschlecht ist mit Sicherheit von Jünkerather Burgmännern abzuleiten, und zwar in direkter Abstammung von


Anmerkungen

1)

H. Beyer ..., Urkundenbuch zur Geschichte der ... mittelrheinischen Territorien I, Koblenz 1860, S. 177, Nr. 108.

2)

E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch II, 2. Bonn 1916, Sp. 375, 379, leitet Nettersheim = Natheresheim von einem Personennamen Nathari – Stamm nath ? ab. Ich möchte eher die Erweichung des t in Neichtersheim, Nefresheim als wurzelhaft ansehen und den Namen in Beziehung zu dem dort in die Urft einmündenden Genfbache (gen-nefa) setzen; vgl. den Neffelsbach bei Zülpich.

3)

H. Lehner, Das Heiligtum der Matronae Aufaniae bei Nettersheim (Bonner Jahrbücher 119, 1910, S. 300 f.).

4)

Ziegler, Die Frankengräber von Nettersheim (Rheinische Geschichtsblätter I, 1895, S. 193 ff.).

4a)

Über die römischen und fränkischen Funde in Nettersheim handelt zusammenfassend E. Wackenroder, Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz XI, 2), Düsseldorf o. J. (1932), S. 268 ff.

5)

J. F. Schannat - G. Bärsch, Eiflia illustrata II, 2, Trier 1844, S. 6, 128.

5a)

Redinghovensche Sammlung in der Bayer. Staatsbibliothek München. Bd. 65 und 66.

6)

Chr. Quix, Beiträge zu einer historisch-topographischen Beschreibung des Kreises Eupen, Aachen 1837, S. 150.

7)

H. F. Macco, Aachener Wappen und Genealogien I, Aachen 1907, S. 147.

8)

v. Haeften, Die Lehnhöfe am Niederrhein (Archiv für Geschichte des Niederrheins V. 1866), S. 410 ff.

9)

A. Fahne, Geschichte der kölnischen, jülichschen und bergischen Geschlechter I, Köln 1848, S. 71; II, 1853, S. 27.

9a)

Die künftig als „Sammlung Oidtman“ zitierte Materialsammlung zur Genealogie der Krummel von Nechtersheim in diesem Nachlaß wurde mir nach Abschluß meiner Arbeit durch die gütige Vermittlung des Herrn Diözesanbibliothekars Dr. Heusgen in Köln zugänglich und lieferte mir einige Ergänzungen; vgl. auch die Vorbemerkung zu den genealogischen Tafeln unten S. 72.

10)

Beyer, S. 634, Nr. 382.

11)

Schannat-Bärsch II, 2, S. 6, 127; den Irrtum von J. H. Kaltenbach, Der Regierungsbezirk Aachen, Aachen 1850, S. 131, hat außer J. Fey, Beiträge zur Geschichte des Dekanates Steinfeld: Die Pfarrei Nettersheim (Rheinische Geschichtsblätter III, 1897), S. 258, auch Wackenroder, S. 274, übernommen.

12)

O. R. Redlich, Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters II (Publ. d. Ges. f. Rhein. Geschichtskunde 28), Bonn 1911, S. 562a, 575.









Zu Richard von Jünkerath [S. 4],
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Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 139, 1941, S. 1–75.


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