Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
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Annalen des Historischen Vereins 139 für den Niederrhein 1941.
Die „Krummel“ von Nechtersheim, ein Eifeler Rittergeschlecht.
Von Nikola Reinartz.





Die jüngere Linie zu Firmenich (und Vettelhoven).

Gerhard Krummel von Nechtersheim zu Gartzem; Konrad Georg Krummel von Nechtersheim I. zu Firmenich und Dottendorf; Bertram Marsilius Krummel von Nechtersheim zu Firmenich und Vettelhoven; Freiherr Konrad Georg Krummel von Nechtersheim II.

Gerhard Krummel von Nechtersheim zu Gartzem wurde durch seine Ehe mit Sofie, der Tochter Wilhelm Krummels aus der ältern Linie der Krummel von Nechtersheim zu Firmenich, 100) nach dem Tode des letzten Lehnsträgers Bernhard Krummel Begründer der jüngern Linie. Er empfing 1604 die Belehnung mit der Hälfte, während die andere Hälfte in Büchelschem Besitz war. 101) Anscheinend ist aber auch diese bald in die Hände der Krummel gekommen, wenn auch zunächst an die zu Weyer. Dietrich Krummel von Nechtersheim zu Weyer vermachte sie bei seinem Tode seiner Nichte Christine Krummel, welche mit ihrem Gatten Wilhelm Spies von Büllesheim 1620 die Belehnung empfing. Doch war die dadurch wieder drohende Entfremdung nicht von Dauer. In den Lehnsakten heißt es zum Jahre 1640: „Es wird belehnt N. N. von Nechtersheim, genannt Krummel, mit der andern Halbscheid der Herrlichkeit Firmenich.“ Es kann dies nur Gerhard oder, falls dieser, der 1632 noch am Leben war, damals verstorben war, dessen Sohn Konrad Georg gewesen sein, da sich später Firmenich ungeteilt im Besitz dieser Linie der Krummel befunden hat. 101a)

Nicht minder erfolgreich wurde der Besitzstand des Hauses gemehrt durch Gerhards Sohn Konrad Georg Krummel von Nettersheim zu Firmenich infolge seiner Heirat mit der Witwe des Franz Heinrich von Büchel zu Dottendorf, Anna Agnes von Weiß, Tochter des Wilhelm von Weiß und einer von Gertzen, genannt Sintzig zu Sommersberg. 102) Außer der Anwartschaft auf das von Weißsche Erbe fiel ihm dadurch die Burg zu Dottendorf mit dem Krummelhof zu. 103) Hier ist er seßhaft geworden; in der Dottendorfer Pfarrkirche erinnert noch ein wappengeschmückter Kelch an ihn, seine Gattin und deren Tochter Johanna Apollonia v. Büchel; 104) wie er auch der Kirche zu Reliquien des hl. Quirin mitverholfen hat. Konrad Georg, der ebenfalls die Helmzier der geringelten Schlange führte, lebte noch 1673, wie dies aus einer Ornamentscheibe in der Kapelle zu Firmenich mit seinem und seiner Frau Namen hervorgeht. 105) Letztere ist am 13. Oktober 1677 zu Dottendorf gestorben.

Hier war ihnen auch der Stammhalter geboren worden, der in der Taufe am 18. März 1635 den Namen Bertram Marsilius erhielt. Patin wurde Maria v. Wolfskehl, die Gemahlin Anton Krummels zu Nettersheim. Bertram Marsilius erhob nach dem Tode seines Oheims Marsilius von Weiß, Amtmann zu Blankenheim, und seiner Base, der mit dem Gouverneur der Stadt Bonn, Wilhelm Hermann von Enschringen, verehelichten Amalie von Weiß, Anspruch auf die Erbgüter mütterlicherseits. Sie bestanden außer einem allodialen Gute zu Selbach, einem Gräflich v. d. Markschen Lehn zu Dernau aus einem bei der Adenbacher Pforte in der Stadt Ahrweiler gelegenen, als Rittersitz geltenden Turm, dem sogenannten Kolventurm, mit Zubehör und dem Hofe zu Vettelhoven mit der Hälfte der Herrlichkeit. Durch Vergleich mit den Miterben erhielt Krummel 1685 ein Viertel des Ahrweiler Besitzes. Zu dieser Zeit verkauften er und seine Frau Christine Margaretha von Bawyr ihren freiadligen Sitz zu Dottendorf an den Bonner Bürger und Ratsverwandten Heinrich Wasserfaß. In Dottendorf waren ihm nach Aufzeichnungen im dortigen Taufbuche drei Söhne geboren worden: Konrad Georg, getauft am 6. Dezember 1675, Paten waren der Großvater Konrad Georg v. Krummel zu Firmenich und Amalie Herrin zu Vettelhoven – ferner die Zwillinge Salentin Ernst und Otto, von den der eine bald nach der Geburt starb, beide am 23. April 1677 zu Bonn getauft. Marsilius starb zwischen dem 28. September 1690 und dem 14. September 1691, wahrscheinlich auf seinem Landsitz in Dernau. Seine letzten Lebenstage wurden durch Streitigkeiten um Vettelhoven in Anspruch genommen, in denen ihm seine Gattin energisch zur Seite stand. Franz Hartmann v. Enschringen, der Sohn Amaliens, hatte mit ihnen 1687 einen Vergleich geschlossen, demzufolge sie gegen Zahlung von 3000 Reichstaler im Besitz von Vettelhoven bleiben sollten. Da jedoch keine Zahlung erfolgte, klagte Enschringen und erreichte auch die Einweisung in den Besitz. Schließlich gelang es doch noch der Witwe Krummel, durch Erfüllung ihrer Verbindlichkeit die Belehnung mit Vettelhoven für ihren Sohn Konrad Georg im Jahre 1692 zu erhalten, die dann 1724 erneuert wurde. 106)

Konrad Georg Krummel II., soviel bekannt, der Letzte seines Geschlechtes von Adel, wurde in den Freiherrnstand erhoben. 107) Es scheint, daß er sich diese Standeserhöhung etwas hat kosten lassen. Die erste Nachricht darüber findet sich in folgender Angabe der Brabantischen Lehnkammer von 1709: „Demnach glaubhaft berichtet worden, daß der Freiherr von Krummel das Lehngut Virmenich an den Herrn Tils sollte erblich verkauft haben ...“ 108) Dem Verkauf dieser an 250 Jahre in Nechtersheimer Besitz gewesenen Herrschaft folgte 1730 auch der Verkauf von Vettelhoven an den Freiherrn Waldbott v. Bassenheim zu Gudenau für 6000 Reichstaler, allerdings unter Vorbehalt der Nutznießung auf Lebenszeit. Als kurkölnischer Amtmann zu Zeltingen starb Freiherr Konrad Georg Krummel von Nechtersheim 1738.





Anmerkungen




100)

Siehe unten S. 57 f.

101)

Gräfl. Schaesbergsches Archiv, Lehnsakten K IX, F 1, 1891, Nr. 23.

101a)

Eine Tochter von Gerhard ist wohl die als Patin von Marsilius Kr. zu Bell am 18. Oktober 1651 genannte Elisabeth Klara v. N., genannt Kr. zu Firmenich. Sein Sohn Johann unten S. 59.

102)

Hauptquelle für das Folgende: StA. Düsseldorf, Reichskammergericht N 197; ferner v. Haeften, S. 454, 460; Maassen, Dekanat Bonn, 1899, S. 146 ff. – Über die von Büchel weiter unten S. 57 f.

103)

Zu ihr gehörte auch der Büchels-, später Krummelshof zu Witterschlick; vgl. E. von Claer, Rheinische Geschlechter und ihre Sitze in den Kreisen Bonn und Rheinbach (Annalen 45, 1886, S. 84). – Nach der Descriptio des Erzstifts Köln von 1671 besaß Krummel zu Dottendorf einen Hof von rund 100 Morgen in Godesberg. Auch der frühere Krummelshof zu Buschhoven gehört wohl hierher.

104)

Freundliche Mitteilung des H. Pfarrers Probst in Bonn-Dottendorf.

105)

Katzfey II, S. 71.

106)

StA. Koblenz, Abt. 54 N 138, 139.

107)

Vgl. auch Fahne II, S. 27.

108)

Gräfl. Schaesbergsches Archiv, K IX, F 1, 1892–96, Fasz. 3.





Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 139, 1941, S. 1–75.



Zu Dietrich [S. 57]
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