Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
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Hermann Josef von Steinfeld wird seit Jahrhunderten als „Heiliger der Eifel“ verehrt
Von Hans Peter Schiffer

Jedes Jahr in der Osterzeit bereiten sich in zahlreichen Pfarreien der Region Eifel und darüber hinaus die Gläubigen an neun Hermann-Josef Dienstagen auf das Fest des hl. Hermann Josef von Steinfeld vor., das am Sonntag vor Pfingsten in der Prozession mit den verehrungswürdigen Gebeinen des Heiligen im silberbeschlagenen Holzsarg seinen besonderen Höhepunkt findet.

Am Samstag vor dem 7. Ostersonntag wird der aus rotem Urfter Marmor im Jahre 1701 angefertigte Sarkophag geöffnet, der in der Mitte des Hauptschiffes der 1141 im romanischen Stil erbauten Steinfelder Basilika seinen Ehrenplatz gefunden hat. 1732 wurde die alabasterne Deckplatte mit der Gestalt des Heiligen hinzugefügt, der mit seiner Linken den Jesusknaben umfängt. Wenn der Holzsarg erhoben worden ist, trägt man ihn auf den Hermann Josef Altar, wo er von Pilgern bis Pfingstmontag innerhalb der Festoktav aufgesucht wird. Durch ein Glasfenster kann man in das Innere des Sarges blicken.

Über den „Heiligen der Eifel" veröffentlichte Papst Johannes XXIII. im Jahre 1958 ein Dekret, in dem es auszugsweise heißt: „In der katholischen Kirche gibt es immer Menschen, die den Gipfel der Heiligung tapfer erreicht haben und so auf den Leuchter gestellt wurden, um anderen den Weg zum Heil zu weisen.

Zu diesen ausgezeichneten Menschen gehört mit Recht der Diener Gottes Hermann Josef, Priester aus dem Orden der Prämonstratenser, selig oder heilig genannt. Dieser Mann steht bis heute im Bewußtsein der Völker deutscher Zunge als frommer Diener Gottes, reichlich ausgestattet mit Tugend und voll zarter Liebe zur seligsten Jungfrau Maria."

Jahrhundertelang wird Hermann Josef, der Mönch von Steinfeld, vom frommen Volke verehrt. 1960 erfolgte seine Heiligsprechung. Aus seiner Lebensgeschichte (Vita), die einer seiner Mitbrüder um 1250 in lateinischer Sprache verfaßt hat, erfährt man, daß Hermann Josef ein schlichter und gütiger Mensch war, der seinen Mitbrüdern, den Kindern und Klosterfrauen im rechten Maße von Abstand und Nähe zugetan war. Auf der Suche nach Spuren des Heiligen findet man solche, die allgemein kaum bekannt sind. Aus 30 Orten, so aus Aachen, Düren, Blankenheim, Dollendorf, Marmagen und Reifferscheid und anderen liegen aus der Hermann Josef-Vita (HJV) Wunderberichte vor. Diese Dokumentation hält Namen und Wohnorte der Kranken, deren Krankheit selbst und den Heilungsvorgang fest. In der Bayrischen Staatsbibliothek in München wird die Handschrift aus dem Ende des 13. Jahrhunderts aufbewahrt.

Bereits 1320, 80 Jahre nach dem Tod des Heiligen im Zisterzienserinnenkloster Marienborn in Zülpich-Hoven, gab es im Psalterium eines belgischen Klosters im Bistum Lüttich ein Hermann-Josef Bild, das als das älteste gilt. 1339 weihte man im holländischen Ubbergen eine Kirche zu Ehren Hermann Josefs, 1630 malte Van Dyke die mystische Vermählung des seligen Hermann Josef (Wiener Hofmuseum), 1728 weihte Papst Benedikt XIII. in Rom einen Altar zu Ehren des hl. Hermann Josef. So haben sich im Laufe der Jahrhunderte die Menschen immer wieder mit einem Manne beschäftigt, der weder „ein hervorragender Prediger, noch ein weitschauender Organisator, noch ein spekulativer Theologe" gewesen ist.

Was den nach außen orientierten Menschen vor heute der hl. Hermann Josef bedeutet, ist seine nach innen gerichtete, beschauliche Wesensart, die ihn zu mystischem Erleben führte und zum Dichter des Herz-Jesu-Hymnus "Herz des Königs aller Welt" werden ließ, der zu den Anfängen der Herz-Jesu-Verehrung in der Kirche zurückreicht. Ein Muttergotteshymnus, ein Lobgesang auf die Gefährtinnen der hl. Ursula und ein Gebet zu Jesus Christus sind kennzeichnend für seine Begnadung, Heiliges und Göttliches zu erfahren. So blieb es nicht aus, daß Hermann Josef viele Ehrentitel erhielt: "Rheinischer Mystiker", "Heiliger der Eifel", "Zierde des Klosters Steinfeld", "Gefäß der Gnade", "Heiliger der Mutter Gottes", "Blume des himmlischen Gartens", "Lilie Steinfelds", "Mariens Kaplan" und "Bräutigam Mariens".

Hermann Josef wurde um 1150 in Köln geboren, kam im Alter von 12 Jahren nach Steinfeld, wo er zunächst im Speisesaal diente, dann die Aufgaben eines Sakristans und schließlich den Wachdienst der Nachtzeit verrichtete. Der hochbetagte Pater Hermann Josef feierte im Jahre 1246 im Kloster Marienborn in Hoven bei Zülpich während der Fastenzeit den Gottesdienst. Am Dienstag nach Palmssonntag ergriff ihn ein tödliches Fieber, dem er am Donnerstag der Osterwoche erlag.


Hermann Josef von Steinfeld mit Buch und Wanderstab. Bild inder Kapelle bei Ripsdorf

Die Zisterzienserinnen bestatteten ihn in Hoven. Seine Steinfelder Mitbrüder ruhten nicht eher, bis sie seinen Leichnam nach Steinfeld holen durften, um ihn dort beizusetzen. Die Wallfahrtsstätte zum Grab des hl. Hermann Josef betreuen seit 1923 die Salvatorianer. Die Liebe und Verehrung zum „Heiligen der Mutter Gottes" ist in der Eifel, im Rheinland, in ganz Deutschland und in allen europäischen Ländern sowie in Nord- und Südamerika verbreitet. Auf den Wegen des Glaubens finden die Menschen unserer Tage den Weg zum „Heiligen der Eifel", der wegen seines vertrauten Umgangs mit dem Jesuskind und seiner Mutter Maria zum Schutzpatron der Kinder und Mütter wurde und den man in Liedern besingt: „Hermann Josef, reich an Tugend, warst du einst auf dieser Welt" und „Groß ist Gott in deinem Ruhme, heiliger Held im Mönchsgewand."





Aus: 100 Jahre Eifelverein Ortsgruppe Kall 1895 bis 1995, Festschrift der Ortsgruppe Kall des Eifelvereins aus Anlaß des 100-jährigen Jubiläums in Verbindung mit dem Eifeltag des Eifelvereins und dem Bezirkswandertag der Bezirksgruppe Euskirchen, 89 S.
Kreisarchiv Blankenheim Dgk 1 Kal 5879


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