Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Steinfeld, das „Bergmannskloster“ der Eifel und die wallonische Einwanderung.
Eine volkskundliche und kulturgeschichtliche Untersuchung von Nicola Reinartz †.

Eine allgemein bekannte siedlungsgeschichtliche Tatsache aus dem deutschen Mittelalter ist die Einwanderung zahlreicher Kolonisten aus dem heutigen Belgien und Holland in die durch die Wenden- und Slavenkriege entvölkerten Gegenden Mittel- und Ostdeutschlands. Ein neuerer Forscher, Karg, Flämische Sprachspuren in der Halle-Leipziger Bucht 1), schreibt darüber: „In der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts stehen wir bereits mitten im Kolonisationsprozeß, der mit wachsender Stärke von den alten Stammlanden und dem Westen ausgeht. ... Besonders zahlreich und immer besser bezeugt ist die Zuwanderung aus den holländischen und flandrischen Nordseeländern." Heute noch tragen etwa vierzig Dörfer von der hessisch-thüringischen Grenze bis zum Weichselgebiet Namen wie Flemingen, Flemingsdorf und ähnliche. Aus jenen Zeiten stammt denn auch das bekannte Lied: „Nach Ostland wollen wir reiten, wohl über die grünen Heiden ..." Die Erklärung für diesen großzügigen Umsiedlungsprozeß finden wir einmal in den günstigen Aussichten, die Fürsten und Prälaten, denen an der Kultivierung ihrer Gebiete gelegen war, den neuen Ankömmlingen aus dem durch seinen blühenden Ackerbau und Gewerbefleiß von jeher berühmten Westland boten, andererseits litt aus demselben Grunde der Westen, Belgien und die Niederlande, an einer wachsenden Übervölkerung, die zur Auswanderung drängte, zumal um den Anfang des XII. Jahrhunderts Naturkatastrophen, Sturmfluten und Überschwemmungen geradezu zur Hungersnot führten.

Während nun aber über die flamländische Kolonisation im Osten Deutschlands bereits eine umfangreiche Literatur vorliegt 2), ist der entsprechenden wallonischen Zuwanderung im Westen links und rechts des Rheines, speziell im Eifellande, noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden, obwohl eine solche nicht nur räumlich, sondern auch wegen der früher so regen politischen und Handelsbeziehungen viel näher lag. In Untersuchungen zur Orts- und Flurnamenkunde am Eifeler Bleiberge 3) hatte ich allerdings schon in auffallender Weise sich häufende Bezeichnungen wie Welschendell, Welschbach, Welschfahrt, Wahlenpütz, Wahlenschleid festgestellt, welche auf die Tätigkeit von Wallonen dort am Bleiberge hinweisen. Ferner waren vier unmittelbar beieinanderliegende Ortschaften: Wallenthal, Wielspütz, Lückerath und Voissel auf Grund der Volksüberlieferung und ältester Namensformen als wallonische Siedlungen zu erkennen. Diese Einwanderung von Wallonen zum Eifeler Bergbau, welche, ob wohl urkundlich nicht weiter bezeugt, mit ziemlicher Gewißheit auf die erste Hälfte des XII. Jahrhunderts angesetzt werden kann, hat noch einen späten dokumentarischen Ausklang gefunden in der Bestimmung des Kaller Bergweistums aus dem XVI. Jahrhundert 4), in dem es heißt: „Wenn der Fall wäre, daß ein Mann die Bergfreiheit wollte gebrauchen, und wäre ein Seeländer oder Holländer oder Ausländer, der soll die Freiheit also wohl gebrauchen als wäre er allhier geboren und erzogen."

Indem ich nun im übrigen betreffs der genannten wallonischen Siedlungen am Bleiberge mich auf meine Veröffentlichung in den Annalen beziehe, sei hier Lückerath 5) besonders hervorgehoben, weil daselbst das Kloster Steinfeld schon 1187 eine curia, den späteren Mönchshof, besaß. Aus einem bisher unbeachteten Steinfelder Urbar (Güterverzeichnis) von 1260 6) ergeben sich nämlich interessante Aufschlüsse, wie gerade Steinfelder Besitzungen in jener Zeit Lehnsleute haben, deren Namen deutlich niederländisch-wallonische Herkunft verraten. So in Kalenborg unweit Lückerath: Reynard de Aloz (Alst in Belgien) und Pylart; in Golbach, nahe bei dem Steinfelder Klosterhof Reytbach:Slypart; in Marmagen: Hurna, Munteclair, Muschart.

Besonders interessiert uns aber unter den Steinfelder Besitzungen schon durch seinen Namen das Marmagen benachbarte Wahlen. Einer Steinfelder Aktennotiz zufolge hätten die Grafen Sibodo-Theodorich die Herrschaft Marmagen mit Wahlen Steinfeld geschenkt 7). Schon früh, 1320, ist die Grundherrlichkeit Steinfelds über Wahlen bezeugt, was später in der Führung eines besonderen Wappens Ausdruck fand: zwei Lilien, darüber ein Stern. Es liegen hier wohl Anklänge an das Schild des Schutzheiligen von Steinfeld, St. Potentinus, vor, der nach der Legende ein französischer Herzog gewesen sein soll 8). Urkundlich wird Wahlen zuerst in dem Güterverzeichnis von 1187 genannt 9), demzufolge Steinfeld in Wahlen fünf Hufen, in Marmagen den Herrenhof mit zwölf Hufen besaß. 1260 befinden sich nun unter den Inhabern von 20 Steinfelder Hofstätten (areae) in Wahlen folgende Namen: Stollart, Bacardus, Bruda, Limbel, Mennethyn (Mennechyn), Erelmus. 1320 werden daselbst noch genannt: Layna, Mulrepeic, Lulkoba, Smeykart, alles Bezeichnungen, die einen ganz andern Klang haben als die übrigen heimischen Namen: Christianus, Henricus de Unrode, Wendelinus, Johannes Blykolve, Tilmanus, Wernerus, Jutta, endlich Wilhelmus Pastor, obwohl auch unter diesen sich Fremdstämmlinge befinden mögen. Waren die Einwanderer, die dem vielleicht schon früher bestandenen Dorfe den Namen gaben und unter einem eigenen Pastor gestanden zu haben scheinen, nun auch Bergleute wie die am Bleiberge.

An erster Stelle der Steinfelder Lehnsleute in Wahlen steht der Sammelname „opyliones", also Schafhirten, an deren statt 1272 ein „Moyses ", wohl der nach dem biblischen Vorbild benannte Führer tritt. An diese Schafhirten erinnert eine Angabe im Wahlener Weistum vom Jahre 1610 10) „. . . Ordendall, daselbst die Wahler Nachbarn von alters her ihren Weidgang haben", zumal dieses Ordendall an anderer Stelle 11) ausdrücklich „Welsch Ordendall" heißt, ein Ausdruck, der dem Schreiber wohl nur auf Grund einer den Namen Wahlen deutenden Überlieferung in die Feder geflossen ist. Die Annahme, daß die wallonischen Zuwanderer nur Schafhirten aus dem benachbarten Gebiet gewesen seien, möchte ich allerdings bezweifeln, da die auf Wahlener Gebiet liegenden Orte Rüth und Rodder auch auf Bergbetrieb hindeutende Flurnamen aufweisen. Zu beachten bleibt auch, daß die Arbeit im Bergwerk bei dem früheren Eigenlöhnerbetrieb mehr eine Saisonarbeit war, die neben Ackerbau und Viehwirtschaft einherging.

Ähnlich dürfte es darum auch gewesen sein bei einer anderen Steinfelder Besitzung Walberhof auf dem Gelände der zur Nazizeit vielgenannten Burg Vogelsang. Im Güterverzeichnis von 1187 als curia Walebure aufgeführt, kam dieselbe durch eine Schenkung Kaiser Konrad II. an das Kloster. In der darüber zu Worms 1145 ausgestellten Urkunde 12) heißt es, der Kaiser habe auf Bitten seines (Vize-) Kanzlers, des Kölner Dompropstes Arnold, und des Abtes Wibald von Stablo sowie auf das Eintreten des Grafen Heinrich von Limburg, dem Propst Ebroin von Steinfeld eine Neusiedlung (novade) in den Ardennen bei Konzen gelegen, welche von den Nachbarn Walbure genannt wird, zum unveräußerlichen Eigentum übergeben und für alle Zeit unter kaiserlichen Schutz gestellt. Dem Nachfolger Ebroins, Propst Ulrich, bestätigte Kaiser Barbarossa 1162 zu Besançon die Schenkung. Bärsch scheint der erste gewesen zu sein, der die Ableitung des Namens von der Hl. Walburgis in die Literatur eingeführt hat 13). Er schreibt: „Walbershof oder Wallbühren soll (!) den Namen von einer uralten der Hl. Walpurgis geweihten Kapelle erhalten haben." Aber der verdiente rheinische Geschichtsforscher, der Vikar B. J. Alfter, dessen Vorfahren mütterlicherseits ganz aus der Nähe, aus Kall stammten, weiß von einer solchen Ableitung nichts. Er erwähnt in seiner Descriptio christianitatis Eiflensis 14) die Kapelle als „eines unbekannten Heiligen", die dem Einsturz nahe sei. Für die Deutung des Namens als wallonische Bauernschaft spricht außer der ursprünglichen Namensform auch der Kontext der Schenkungsurkunde. Wibald von Stablo und der Graf von Limburg erwirken die Schenkung, und die deutschen Nachbarn sind es, die aus nationalem Empfinden heraus der neuen Siedlung den Namen geben. Leider geht das Verzeichnis der Steinfelder Zinsleute im Urbar hier nicht soweit zurück wie bei Wahlen, aber auch bei Walburen findet sich noch 1503 ein Pluys unter denselben, ein Name, der sicher mit dem 1320 im nahen Gemünd erwähnten Plous identisch ist. An letzterem Orte wird sogar im nämlichen Jahre unter den Lehnspflichtigen der Abtei einer direkt „der Wale" genannt. Sehr bezeichnend ist nun, daß der Name noch heute erhalten ist in Pleußhütte, etwa fünf Kilometer von Walberhof bei Einruhr gelegen, ein Hüttenwerk im Eiserbachtal. Beachtlich für eine bergbauliche Betätigung ist auch das Vorkommen von Eisenerzlagern in der Nachbarschaft von Walebure bei Malsbenden und Wollseifen 15).

Die Beziehungen Steinfelds zur Wallonie, speziell zu Limburg 16) brauchen uns nicht wunderzunehmen. Die früher zum Herzogtum Limburg gehörende Grafschaft Reifferscheidt war Nachbar von Steinfeld. Wiederholt traten die Herzöge letzterem beim Kloster gelegenen Besitz ab, so 1130 ihren in unmittelbarer Nähe befindlichen Frohnhof (curtim dominicalem atrio monasterii Adhaerentem) 17). – Nach Paas, dem neueren Bearbeiter der Geschichte Steinfelds, sollen auch die beiden hervorragenden Steinfelder Pröbste Ebroin (Everwin) von Helfenstein und Ulrich, welche ein halbes Jahrhundert, 1121 – 1152 und 1152 – 1170, dem Kloster vorgestanden haben, aus Wälschland gekommen sein 18). Bezüglich Ebroins fußt er auf der im Staatsarchiv Düsseldorf befindlichen Handschrift: „Seories praepositorum et abbatum Steinfeldensium", in welcher dieser „in Franconia natus ibidemque Ss. theologiae doctor" genannt wird. Paas hat zwar den Anachronismus des Doktorgrades für jene Zeit ganz richtig erkannt, irrt jedoch, wenn er Franconia auf Frankreich anstatt auf das süddeutsche Frankenland bezieht, wo ja auch der Name Helfenstein zu Hause ist. Von Propst Ulrich, vordem Scholasticus (Leiter der Klosterschule zu Münstereifel), berichtet allerdings Caesarius von Heisterbach 19): „natione Gallicus ... teutonicum idioma bene expremere non potuit", d. h. „von Geburt ein Wallone" konnte er sich in deutscher Sprache nicht gut ausdrücken, der bereits unter Propst Everwin eine einflußreiche Stellung im Kloster einnahm, dürfte auch wohl die Ansiedlung wallonischer Landsleute in Lückerath, Marmagen-Wahlen und Walberhof beeinflußt haben 20).

Ein anderer Zusammenhang zwischen dem „Bergmannskloster der Eifel" und den angesiedelten Wallonen erscheint mir jedoch bedeutsamer. So hat nämlich Heinrich Kelleter bezeichnend Steinfeld genannt. Dieser Forscher ist der erste gewesen, der die Bedeutung Steinfeld „für die seit seiner Gründung um das Jahr 920 rings um sich mehr und mehr entfaltende bergbauliche und hüttenmännische Tätigkeit" zuerst erkannt und, gleichsam aus der Vogelperspektive überblickend, in einer geistvollen Studie leider an mehr privater und darum zu wenig beachteter Stelle 21) dargelegt hat. Wenn auch nicht jede Einzelheit der Nachprüfung des bodenständigen Heimatforschers standhält, zweifellos richtig ist, daß schon der Name Steinfeld als Zentrum des Bergbaus in der nordöstlichen Eifel kennzeichnet. Stein bedeutet in der Eifeler Bergmannssprache Eisenstein. „Auf dem ,Steynfelt', inmitten dessen das Kloster gebaut wurde, gewannen die ,Steyngreber' den ,Steyn', das Eisenerz, das dann die Reidmeister auf den ,Stein- oder Iserwerkern" verarbeiteten. Auch heute noch ist es durch zahlreiches Erzvorkommen 22) und durch alte Flurnamen wie Eisenkuhl 23) (2 mal), Kuhlenberg, Kuhlenacker, Kuhlert, auf den Kuhlen, Pützberg, Kupferberg bei Urft, Silberberg bei Marmagen, vor allem aber durch den in den Zinsregistern des Klosters seit alter Zeit erwähnten „Steynberg" am Klosterhofe Reytbach zwischen Frohnrath und Golbach charakterisiert 24). Dieser 1187 in Steinfelder Besitz befindliche, auch Reipuch genannte Hof, ist die älteste bekannte Erzaufbereitungsstätte vermittels Wasserkraft und eines Pochhammerwerkes 25). 1438 finden wir dann auch die der Herrschaft Schleiden gehörenden Hütten im Oleftal in voller Tätigkeit, aber vorher hören wir noch, daß Steinfeld ein (Rest?-)Drittel der untersten Bleihütte oberhalb Kall, welche später ganz in Kirchenbesitz 26) ist, erwirbt. Auch ist zu erwähnen, daß Steinfeld bereits 1260 im oberen Schleidener Tale bedeutenden Besitz hatte 27). Noch nennt das Steinfelder Urbar von 1503 28) eine Hütte im oberen Urfttal „under Lyntberg" (auch Lymburgh [!], heute Lomberg), wo der Haubach (Houweyer) und der Laufbach einmündet. In der Nähe lagen die Steinfelder Besitzungen Lutzraedt (1260 Lucenrot) und das alde Lutzraede bei den Swsyogern. Heute ist dort alles einsames Waldgebiet, nur die Flurnamen erinnern noch an die industriellen Unternehmungen und Anlagen Steinfelds:,,Lützert", „am alten Hof", „im Schweizbruch", „auf Erzberg", „auf Schorrenfeld". Aus neuerer Zeit seien angeführt das Hüttenwerk Münchenrat bei Sötenich 29), die Steinfelderhütte bei Urft 30) und der Berg- und Hüttenbetrieb des Klosters in Wehr in der Nähe des Laacher Sees 31).

Die hervorragende industrielle Veranlagung der wallonischen Rasse ist allgemein bekannt, und hat dieselbe ihre Meisterschaft in den metallurgischen Künsten von jeher bewiesen 32). Kelleter macht es wahrscheinlich, daß der Reifenschachtbau 33), d. i. die Auszimmerung der Bergschächte durch Reifenwerk – daher das Wort Bergrevier vom romanisch rifiarium – von den Wallonen sich über die Eifel hinaus verbreitet habe. Virmond berichtet, daß die sog. „wallonische Schmiede", ein altertümliches Verfahren beim Frisch- und Entkohlungsprozeß des Eisens, noch zu seiner Zeit in der Eifel üblich gewesen sei 34). Nicht minder erinnern andere Ausdrücke der Bergmannssprache an wallonische Einflüsse 35). Mithin liegt der Schluß nahe, wenn auch keine direkten urkundlichen Zeugnisse darüber bis jetzt vorliegen, daß gerade bergbauliche Interessen es waren, die Steinfeld zur Ansiedelung von Wallonen in der Nähe des Erzrechtums seiner Besitzungen, deren es in alter Zeit auch an Bleiberge bei Lückerath in Kalenberg, Bleibuir, Bergbuir, Roggendorf hatte 36), veranlaßte. Ich sage betont: „in der Nähe"; daß Bergleute neue Siedlungen nicht inmitten der Grubenfelder anlegten, erklärt sich leicht: „dreylei Sachen soll man nicht brechen, die eine ist eine Königsstraß, noch einen Eterich des Dorfes, noch einen Anseddel" 37).

Ja, ich glaube, aus den wallonischen Ansiedelungen des Eifeler Bergmannsklosters den Schluß ziehen zu dürfen, daß die zahlreichen Welschen-, Welchen-, Walen- und Wiehl-Bäche, -Rodungen und -Dörfer mit ihren Varianten in der Eifel und im Bergischen Land weit mehr, als es bisher geschah, auf wallonische Bergleute und Siedler zu deuten sind.





Anmerkungen

  1. Karg, a. a. O. Seite 21 – erschienen Halle 1933.

  2. Vergleiche das von der belgischen Akademie Brüssel preisgekrönte Werk von Emile de Borchgrave, Histoire des colonies belges en Allemagne pendant le XII et XIII siècle. Bruxelles 1864.

  3. Veröffentlicht in Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 129, S. 60 ff.

  4. Staatsarchiv Düsseldorf, Blankenheim-Manderscheid, 115, 7.

  5. Bei Lückerath am Bleiberge ist die Ortstradition von einer Ansiedelung Lütticher WalIonen durch die frühern Namensformen, welche bei dieser Steinfelder Besitzung besonders gut erhalten sind, einwandfrei bestätigt. Sie wandeln sich von Lutgenrode (1187), Lutingenrodde (1251), Lutgenroyde (1320), zu Luykenrode (1503), Leukenraht (XVII. Jhd.) wie sich das mittelalterliche Lutge in die später im Rheinland für Lüttich allgemein übliche Form Lück gewandelt hat – Siehe Regesten der Kölner Erzbischöfe II, Nr. 1282, des Steinfelder Urbar von 1260, jetzt im Staatsarchiv Düsseldorf, daselbst auch die Steinfelder Urkunden Nr. 13, 144, 159; vergleiche auch Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Index unter Lüttich, dort auch der Familienname van Luytghen noch 1515. – Heute ist ja noch die flämisch-deutsche Bezeichnung Luik und haben sich mancherorts bei uns Redensarten und Verbindungen erhalten wie Lükker Wal für Wallone, Lückerwälsch für deren Sprache. Manche derselben weisen noch auf die früheren regen Verkehrsbeziehungen zwischen Lüttich und dem Rheinland hin, so das neckische: „Wer van Lück geht onbeloge, von Oche onbedroge, von Düre ongespott, der geht no Kölle on lof God".

  6. Bis 1939 Staatsarchiv Koblenz, Abt. 231, 57, Nr. 38a, später im L. A. Düsseldorf, im Kriege leider in Verlust geraten.

  7. Staatsarchiv Düsseldorf, Steinfeld, Akten Nr. 18. Die Ordenstradition, daß Marmagen mit den Dörfchen bis zum Kaiserstrauch (Marmagen cum viculis ad Caesaris rubum) zur ursprünglichen Dotation des Klosters gehört hätten, ist auch in dem allerdings sagenhaften Gründungsgedichte des Petrus de Wesalia aus Münstereifel v. J. 1523 enthalten. Siehe meine Veröffentlichung im Rheinischen Jahrbuch für Volkskunde 2. Jgg. 1951. S. 61 ff. Kaiserstraße ist heute eine Flurbezeichnung zwischen Marmagen und Wahlen.

  8. Paul Klöser, Über das Wappen der Abtei Steinfeld in Volksblatt Euskirchen 1940, Nr. 93.

  9. Knipping, Regesten der Kölner Erzbischöfe, II, Nr. 1282.

  10. S. das Weistum von Wahlen bei Lacombled, Archiv VI, S. 304 und das genannte Urbar.

  11. Staatsarchiv Koblenz, Abt. 231, 57, Nr. 38, S. 87.

  12. Voneinander unabhängige Auszüge der Kaiserurkunde bei Ernst, Histoire de Limburg, VI, S. 137, und in Chronik der Diözese Trier, 1828, S. 706.

  13. Eiflia illustrata, III, 1, S. 88.

  14. Alftersche Sammlung in der Staatsbibliothek Darmstadt – Die Kapelle ist allerdings sehr alt. Die Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 8, S. 316 berichtet aus der Gegend von Monschau, dort nenne der Volksmund Contzen im Bruch, Walber im Ginster, Thiel im Acker die ältesten Kirchen des Jülicher (!) Landes. Richtiger gibt diese Volkssage Alfter in der erwähnten Beschreibung der Eifeler Christianität (nicht = Eifeldekanat als kirchlicher Verwaltungsbezirk). Neben den vier ältesten Pfarreien Steinfeld, Mechernich, Olef, Wollersheim werden als die vier ältesten Kapellen angeführt: Heimbach „uff der Schrob" (Bergschroffe), Conzen „im Broich" (Venn), Walber „uffm Stetgen" (Schleiden, woran der Walberhof 1539 kam, das dann auch die Kapelle verfallen ließ) und Thiel „im Acker" = Dirlau in der fruchtbaren Zülpicher Aue. Vermutlich ist der in der Schenkungsurkunde genannte Mönch Gedulfus auch der Erbauer der Kapelle gewesen.

  15. Wemmer, Erzlagerstätten der Eifel, Iserlohn 1909, S. 18.

  16. Der in den rheinischen Geschichtsquellen seltene Namen „Wallones" findet sich gerade in bezug auf Limburg 1239 bei Erwähnung von Wassenberg (Walenberg): Berge, quod fuit Wallonum. – Knipping, Regesten II, Nr. 951; III, Nr. 1473,

  17. Lacomblet, Urkundenbuch I, Nr. 308; 435.

  18. Annalen des Historischen Vereins f. d. Niederrhein, 93, S. 25; 33.

  19. Ausgabe von Strange I, 228.

  20. Nach Bärsch, Steinfeld, S. 64, besaß das Kloster auch ein Welchenhauser Gut zu Marmagen, in Gemeinschaft mit Jungfer Alheid und Gerhard von der Schleiden (= Gerhardus v. Dalbenden). Es ist dies das Gut Wilcherhausen, welches (ein Dritteil?) nach einer nicht mehr aufzufindenden Urkunde im Pfarrarchiv zu Osterath, s. Archiv-Übersicht von Tille-Krudewig I, 32 i. J. 1526 dem Gotteshaus Steinfeld geschenkt wurde und als curia Wilcherhusen auch um diese Zeit im Urbar erscheint. – S. Paas a. a. O. S. 183 Anm. 5. – In dem Nekrologium der Abtei wird der hierher gehörende Ritter Theodor v. Weylgenhuysen mit seinen Kindern Walter und Mathilde genannt – Boos, Eufalia III, 45. Es liegt nahe, einen andern adeligen Lehnsmann des Klosters, Philipp v. Walhusen, Jungfer Greten Bruder, der 1481 – Urbar Bl. 71 – mit einem Steinfelder Gut in Urft – dem Neringsburgerhof (?) – belehnt wird, mit ihm in Verbindung zu bringen und dieses Welchenhausen oder Walhausen auch auf wallonische Siedler zu deuten.

  21. Familiengeschichte Poensgen, Düsseldorf bei Bagel, 1908.

  22. Wemmer, a. a. O. S. 25.

  23. Kuhl in der Bergmannssprache gleich Grube, Pütz gleich Schacht.

  24. Staatsarchiv Koblenz 701 A VII 2 Nr. 34.

  25. Kelleter a. a. O. S. 21.

  26. Boos, Eufalia, 6, 42.

  27. Vgl. meinen Aufsatz in den Annalen Heft 136: Die Alte Kirche in Hellenthal – eine Steinfelder Klostergründung um 1097.

  28. Köln Stadtarchiv Auswärtiges Nr. 323.

  29. Archiv-Übersicht von Tille-Krudewig III, 50.

  30. Bärsch, Kloster Steinfeld, S. 84.

  31. Annalen, 91, S. 99.

  32. Peltzer, Geschichte der Messingindustrie und der künstlerischen Arbeiten in Messing (Dinanderies) in Aachen und den Ländern zwischen Maas und Rhein in der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins bringt viel einschlägiges Material.

  33. Geschichte der Familie Poensgen, S. 19; 58. Nach Kelleter ist der Name Reifferscheid – Riferesheit 975 im Kreise Adenau und Reiferscheit castellum 1195 im Kreise Schleiden nicht als Niederlassung fränkischer Ripuarier, sondern wallonischeifeler Reifenschachtbauer zu deuten. Ein drittes weniger bekanntes Reiferscheid befindet sich bei Ruppichteroth im Westerwald.

  34. Geschichte der Eifeler Eisenindustrie, S. 101.

  35. Bei L. Schmitz, H. Zander. Die Bleibergwerke bei Mechernich und Kommern, 1882 werden als solche genannt: Hai, Pütz, Piller, Pidsel, Stipe, Schoren.

  36. Steinfelder Urbar von 1260 – oben Anm. 6.

  37. Bergweistum Kall, s. jetzt in Annalen H. 151/152, S. 360, XIII.





Heimatkalender Kreis Schleiden Eifel, 1956, S 63–68.


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