Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Das „Bergmannskloster“ Steinfeld und die wallonische Einwanderung
Eine kultur- und siedlungsgeschichtliche Betrachtung
Von Pfr. N. Reinartz †

Eine bekannte, wenn auch nicht immer gewürdigte historische Tatsache ist die Einwanderung zahlreicher Kolonisten aus dem heutigen Belgien und Holland in die durch die Wenden- und Slavenkriege entvölkerten Gegenden Mittel- und Ostdeutschlands. Anschaulich schreibt darüber Karg 1): „In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stehen wir bereits mitten im Kolonisationsprozeß, der mit wachsender Stärke von den alten Stammlanden und dem Westen ausgeht. Es ist, als würden in einem großen Reservoir plötzlich alle Schleusen gezogen, und die Wasser ergössen sich in einen leeren Raum. Besonders zahlreich und immer besser bezeugt ist die Zuwanderung aus den holländischen und flandrischen Nordseeländern." 2) Noch heute tragen etwa vierzig Dörfer von der thüringisch-hessischen Grenze bis zum Weichselgebiet und bis nach Oberschlesien Namen wie Flemingen, Flemingsdorf und ähnliche. Die Erklärung für diesen großartigen Umsiedlungsprozeß finden wir einmal in den günstigen Aussichten, die einsichtige Fürsten und Prälaten, denen an der Kultivierung ihrer Gebiete gelegen war, den neuen Ankömmlingen aus dem durch seinen blühenden Ackerbau und Gewerbe seit jeher berühmten Westland boten. Andererseits litt gerade damals der Westen, Belgien und die Niederlande, an einer wachsenden Ueberbevölkeurng, die zur Auswanderung drängte und zu Anfang des 12. Jahrhunderts Naturkatastrophen, Überschwemmungen und Sturmfluten gekennzeichnet ist, geradezu zu Hungersnöten führte. 3)

Während nun über die niederländisch-belgische Kolonisation im Osten Deutschlands eine umfangreiche Literatur vorliegt, hat man den Niederlassungen im Westen Deutschlands noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl solche nicht nur räumlich, sondern auch wegen der früher viel regeren politischen- und Handelsbeziehungen viel näher liegen. In Untersuchungen zur Orts- und Flurnamenkunde am Eifeler Bleiberge 3) hatte ich allerdings schon in auffallender Weise sich häufende Bezeichnungen wie Welschendell, Welschbach, Welschfahrt, Wahlenpütz, Wahlenschleid festgestellt, welche auf die Tätigkeit von Wallonen dort am Bleiberge hinweisen. Ferner sind vier unmittelbar beieinanderliegende Ortschaften: Wallenthal, Wielspütz, Lückerath und Voissel auf Grund der Volksüberlieferung und ältester Namensformen als wallonische Siedlungen zu erkennen. Diese Einwanderung von Wallonen zum Eifeler Bergbau, welche, obwohl urkundlich nicht weiter bezeugt, mit ziemlicher Gewißheit auf die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts angesetzt werden kann, hat noch einen späten dokumentarischen Ausklang gefunden in der Bestimmung des Kaller Bergweistums 4) aus dem 16. Jahrhundert, in dem es heißt: „Wenn der Fall wäre, daß ein Mann die Bergfreiheit wollte gebrauchen, und wäre ein Seeländer oder Holländer oder Ausländer, der soll die Freiheit also wohl gebrauchen als wäre er allhier geboren und erzogen."

Indem ich nun im übrigen betreffs der genannten wallonischen Siedlungen am Bleiberge mich auf meine Veröffentlichung in den Annalen beziehe, sei hier Lückerath 5) besonders hervorgehoben, weil daselbst das Kloster Steinfeld schon 1187 eine curia, den späteren Mönchshof, besaß. Aus einem bisheran unbeachteten Steinfelder Urbar (Güterverzeichnis) von 1260 6) ergeben sich nämlich interessante Aufschlüsse, wie gerade Steinfelder Besitzungen in jener Zeit noch Lehnsleute haben, deren Namen deutlich niederländisch-wallonische Herkunft verraten. So in Kalenborg unweit Lückerath: Reynard de Aloz (Alst in Belgien) und Pylart; in Golbach, nahe bei dem Steinfelder Klosterhof Reytbach: Slypart; in Marmagen: Hurna, Munteclair, Muschart.

Besonders interessiert uns aber unter den Steinfelder Besitzungen schon durch seinen Namen das Marmagen benachbarte Wahlen. Einer Steinfelder Aktennotiz zufolge hätten die Grafen Sibodo-Theodorich die Herrschaft Marmagen mit Wahlen Steinfeld geschenkt 7). Schon früh, 1320, ist die Grundherrlichkeit Steinfelds über Wahlen bezeugt 8), was später in der Führung eines besonderen Wappens Ausdruck fand: zwei Lilien, darüber ein Stern 9). Es liegen hier wohl Anklänge an das Schild des Schutzheiligen von Steinfeld, St. Potentinus, vor, der nach der Legende ein französischer Herzog gewesen sein soll. Urkundlich wird Wahlen zuerst in dem Urkundenverzeichnis von 1187 genannt 10), demzufolge Steinfeld in Wahlen fünf Hufen, in Marmagen den Herrenhof mit 12 Hufen besaß. 1260 befinden sich nun unter den Inhabern von 20 Steinfelder Hofstätten (areae) in Wahlen folgende Namen: Stollart, Bacardus, Bruda, Limbel, Mennethyn (Mennechyn), Erelmus. 1320 werden daselbst noch genannt: Layna, Mulrepeic 10a), Lulkoba, Smeykart, alles Bezeichnungen, die einen ganz andern Klang haben wie die übrigen heimischen Namen: Christianus, Henricus de Unrode, Wendelinus, Johannes Blykolve, Tilmanus, Wernerus, Jutta, endlich Wilhelmus Pastor, obwohl auch unter diesen sich Fremdstämmlinge befinden mögen. Waren die Einwanderer, die dem vielleicht schon früher bestandenen Dorfe den Namen gaben und unter einem eigenen Pastor gestanden zu haben scheinen, nun auch Bergleute wie die am Bleiberge?

An erster Stelle der Steinfelder Lehnsleute in Wahlen steht der Sammelname „opyliones", also Schafhirten, an deren statt 1272 ein „Moyses ", wohl der nach dem biblischen Vorbild benannte Führer tritt. An diese Schafhirten erinnert eine Angabe im Wahlener Weistum vom Jahre 1610: „Ordendall, daselbst die Wahler Nachbarn von alters her ihren Weidgang haben", zumal dieses Ordendal an anderer Stelle ausdrücklich „Welsch Ordendall" heißt, ein Ausdruck, der dem Schreiber wohl nur auf Grund einer den Namen Wahlen deutenden Überlieferung in die Feder geflossen ist 11). Die Annahme, daß die wallonischen Zuwanderer nur Schafhirten aus dem benachbarten Limburg gewesen seien, möchte ich allerdings verneinen, da die auf Wahlener Gebiet liegenden Orte Rüth und Rodder auch auf Bergbetrieb hindeutende Flurnamen aufweisen. Zu beachten bleibt auch, daß die Arbeit im Bergwerk bei dem früheren Eigenlöhnerbetrieb mehr eine Saisonarbeit war, die neben Ackerbau und Viehwirtschaft einherging.


Walberhof bei Wolseiffen, ehemaliges Steinfelder Klostergut (Alter Königs-Hof). Die uralte Kapelle ist verschwunden

Aehnlich dürfte es darum auch gewesen sein, bei einer anderen Steinfelder Besitzung Walberhof auf dem Gelände der heutigen Burg Vogelsang. Im Güterverzeichnis von 1187 als curia Walebure aufgeführt, kam dieselbe durch eine Schenkung Kaiser Konrads III. an das Kloster. In der darüber zu Worms 1145 ausgestellten Urkunde heißt es, der Kaiser habe auf Bitten seines (Vize-) Kanzlers, des Kölner Dompropstes Arnold, und des Abtes Wibald v. Stablo sowie auf das Eintreten des Grafen Heinrich v. Limburg Propst Ebroin von Steinfeld eine Neusiedlung (novale) in den Ardennen bei Konzen gelegen, welche von den Nachbarn Walbure genannt wird, zum unveräußerlichen Eigentum übergeben und für alle Zeit unter kaiserlichen Schutz gestellt. Dem Nachfolger Ebroins, Propst Ulrich, bestätigte Kaiser Barbarossa 1162 zu Besancon die Schenkung. 12)

Bärsch scheint der erste gewesen zu sein, der die Ableitung des Namens von der hl. Walburgis in die Literatur eingeführt hat. Er schreibt 13): „Walbershof oder Wallbühren soll (!) den Namen von einer uralten der hl. Walpurgis geweihten Kapelle erhalten haben." Aber der verdiente rheinische Geschichtsforscher, der Vikar B. J. Alfter, dessen Vorfahren mütterlicherseits ganz aus der Nähe, aus Kall stammten, weiß von einer solchen Ableitung nichts. Er erwähnt in seiner Descriptio christianitatis Eiflensis die Kapelle als „eines unbekannten Heiligen" 14), die dem Einsturz nahe sei. Für die Deutung des Namens als wallonische Bauernschaft spricht außer der ursprünglichen Namensform auch der Kontext der Schenkungsurkunde. Der Abt von Stablo und der Graf von Limburg, beide aus dem wallonischen Sprachgebiet, erwirken die Schenkung, und die deutschen Nachbarn sind es, die aus nationalem Empfinden heraus der neuen Siedlung den Namen geben. Leider geht das Verzeichnis der Steinfelder Zinsleute im Urbar hier nicht soweit zurück wie bei Wahlen, aber auch bei Walburen findet sich noch 1503 ein Pluys unter denselben, ein Name, der sicher mit dem 1320 im nahen Gemünd erwähnten Plous identisch ist. An letzterem Orte wird sogar im nämlichen Jahre unter den Lehnspflichtigen der Abtei einer direkt „der Wale" genannt. Sehr bezeichnend ist nun, daß der Name noch heute erhalten ist in Pleußhütte, etwa 5 Kilometer von Walberhof bei Einruhr gelegen, ein Hüttenwerk im Eiserbachtal. Beachtlich für eine bergbauliche Betätigung ist auch das Vorkommen von Eisenerzlagern in der Nachbarschaft von Walebure bei Malsbenden und Wollseifen 15).

Die Beziehungen Steinfelds zur Wallonie, speziell zu Limburg, brauchen uns nicht Wunder zu nehmen 16). Die früher zum Herzogtum Limburg gehörende Grafschaft Reifferscheidt war Nachbar von Steinfeld. Wiederholt traten die Herzöge letzterem beim Kloster gelegenen Besitz ab, so 1130 ihren in unmittelbarer Nähe befindlichen Frohnhof (curtim dominicalem atrio monasterii adhaerentem) 17). Nach Paas, dem neuern Bearbeiter der Geschichte Steinfelds 18), sollen auch die beiden hervorragenden Steinfelder Pröbste Ebroin (Everwin) v. Helfenstein und Ulrich, welche ein halbes Jahrhundert, 1121–1152 und 1152–1170, dem Kloster vorgestanden haben, aus Wälschland gekommen sein. Bezüglich Ebroins fußt er auf der im Staatsarchiv Düsseldorf befindlichen Handschrift: „Series praepositorum et abbatum Steinfeldensium", in welcher dieser „in Franconia natus ibidemque Ss. theologiae doctor" genannt wird. Paas hat zwar den Anachronismus des Doktorgrades für jene Zeit ganz richtig erkannt, irrt jedoch, wenn er Franconia auf Frankreich anstatt auf das süddeutsche Frankenland bezieht, wo ja auch der Name Helfenstein zu Hause ist. Von Propst Ulrich, vordem Scholasticus (Leiter der Klosterschule zu Münstereifel), berichtet allerdings Caesarius von Heisterbach 19) : „natione Gallicus ... teutonicum idioma bene exprimere non potuit", d. h. „von Geburt ein Wallone konnte er sich in deutscher Sprache nicht gut ausdrücken. Ulrich, der bereits unter Propst Everwin eine einflußreiche Stellung im Kloster einnahm, dürfte auch wohl die Ansiedlung wallonischer Landsleute in Lückerath, Marmagen-Wahlen und Walberhof bewirkt haben 20).


Dorfansicht von Lückerath am Bleiberge. – (Bild 1: Tillmann Müller, Gemünd – Bild 2: Jean Spessart)

Ein anderer Zusammenhang zwischen dem „Bergmannskloster der Eifel" und den angesiedelten Wallonen erscheint mir jedoch bedeutsamer. So hat nämlich Heinrich Kelleter bezeichnend Steinfeld genannt. Dieser Forscher ist der erste gewesen, der die Bedeutung Steinfeld „für die seit seiner Gründung um das Jahr 920 rings um sich mehr und mehr entfaltende bergbauliche und hüttenmännische Tätigkeit" zuerst erkannt und, gleichsam aus der Vogelperspektive überblickend in einer geistvollen Studie leider an mehr privater und darum zu wenig beachteter Stelle 21) dargelegt hat. Wenn auch nicht jede Einzelheit der Nachprüfung des bodenständigen Heimatforschers standhält, zweifellos richtig ist, daß schon der Name Steinfeld als Zentrum des Bergbaus in der nordöstlichen Eifel kennzeichnet. Stein bedeutet in der Eifeler Bergmannssprache Eisenstein. Auf dem „Steynfelt", inmitten dessen das Kloster gebaut wurde, gewannen die ,Steyngreber' den ,Steyn', das Eisenerz, das dann die Reidmeister auf den „Steyn- oder Iserwerkern" verarbeiteten. Auch heute noch ist es durch zahlreiches Erzvorkommen 22) und durch alte Flurnamen wie Eisenkuhl (zweimal), Kuhlenberg, Kuhlenacker, Kuhlert, auf den Kuhlen, Pützberg 23) , Kupferberg bei Urft, Silberberg bei Marmagen, vor allem aber seit alter Zeit durch den in den Zinsregistern des Klosters erwähnten „Steynberg" 24) am Klosterhof Reytbach zwischen Frohnrath und Golbach charakterisiert. Dieser 1187 in Steinfelder Besitz befindliche auch Reipuch genannte Hof, ist die älteste bekannte Erzaufbereitungsstätte vermittels Wasserkraft und eines Pochhammerwerks 25). 1438 finden wir auch der Herrschaft Schleiden gehörenden Hütten im Oleftal in voller Tätigkeit, aber vorher, 1429, hören wir noch, daß Steinfeld ein (Rest?) Drittel der untersten Bleihütte oberhalb Kall, später Kirchenhütte genannt, erwirbt 26). Auch ist zu erwähnen, daß Steinfeld bereits 1260 im oberen Schleidener Tale bedeutenden Besitz hatte 27). Noch nennt das Steinfelder Urbar von 1503 28) eine Hütte im oberen Urfttal „under Lyntberg" (auch Lymburgh [!], heute Lomberg), wo der Haubach (Houweyer) und der Laufbach einmündet. In der Nähe lagen die Steinfelder Besitzungen Lutzraedt (1260 Lucenrot) und das alde Lutzraede bei den Swysgern. Heute ist dort alles einsames Waldgebiet, nur die Flurnamen erinnern noch an die industriellen Unternehmungen und Anlagen Steinfelds:,,Lützert", „am alten Hof", „im Schweißbruch", „auf Erzberg", „auf Schorrenfeld". Aus neuerer Zeit seien angeführt das Hüttenwerk Münchenrat bei Sötenich 29), die Steinfelderhütte bei Urft 30) und der Berg- und Hüttenbetrieb des Klosters in Wehr in der Nähe des Laacher Sees 31).


Dorf Wahlen bei Steinfeld

Die hervorragende industrielle Veranlagung der wallonischen Rasse ist allgemein bekannt, und hat dieselbe ihre Meisterschaft in den metallurgischen Künsten von jeher bewiesen 32). Kelleter macht es wahrscheinlich, daß der Reifenschachtbau, d. i. die Auszimmerung der Bergschächte durch Reifenwerk – daher das Wort Bergrevier vom Romanischen „rifiarium“ – von den Wallonen sich über die Eifel hinaus verbreitet habe 33). Virmond berichtet, daß die sog. „wallonische Schmiede", ein altertümliches Verfahren beim Frisch- und Entkohlungsprozeß des Eisens, noch zu seiner Zeit in der Eifel üblich gewesen sei 34). Nicht minder erinnern andere Ausdrücke der Bergmannssprache an wallonische Einflüsse 34a). Mithin liegt der Schluß nahe, wenn auch keine direkten urkundlichen Zeugnisse darüber bis jetzt vorliegen, daß gerade bergbauliche Interessen es waren, die Steinfeld zur Ansiedlung von Wallonen in der Nähe des Erzreichtums seiner Besitzungen, deren es in alter Zeit auch am Bleiberge und um Lückerath in Kalenberg, Bleibuir, Bergbuir, Roggendorf hatte 35), veranlaßte. Ich sage betont: „in der Nähe"; daß Bergleute neue Siedlungen nicht inmitten der Grubenfelder anlegten, erklärt sich leicht: „dreylei Sachen soll man nicht brechen, die eine ist eine Königsstraß, noch einen Eterich (Umzäunung) des Dorfes, noch einen Anseddel" 36).

Ja, ich glaube, aus den wallonischen Ansiedlungen des Eifeler Bergmannsklosters den Schluß ziehen zu dürfen, daß die zahlreichen Welschen-, Welchen-, Walen- und Wiehl-Bäche, Rodungen und Dörfer mit ihren Varianten in der Eifel und im Bergischen Land weit mehr, als es bisher geschah, auf wallonische Bergleute und Siedler zu deuten sind. Deshalb muß die Frage, ob nicht manche derselben bis ins 9. und 8. Jahrhundert oder eine noch frühere Zeit zurückgehen, einstweilen noch offen bleiben.





Anmerkungen

  1. Flämische Sprachspuren in der Halle-Leipziger Bucht. Halle 1933, S. 21.

  2. Daher stammt das vor dem Kriege vielgesungene Lied: „Nach Ostland wollen wir reiten – All über die grünen Heiden ...“ Vergleiche hierüber und für das folgende Emile de Borchgrave, Histoire des colonies belges en Allemagne pendant le XII et XIII siècle. Brüssel 1864.

  3. Veröffentlicht in Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 129, S. 60 ff.

  4. Staatsarchiv Düsseldorf, Bestand Blankenheim-Manderscheid, Nr. 115, 7.

  5. Bei Lückerath am Bleiberge ist die Ortstradition von einer Ansiedlung Lütticher WalIonen durch die frühern Namensformen, welche bei dieser Steinfelder Besitzung besonders gut erhalten sind, einwandfrei bestätigt. Sie wandeln sich von Lutgenrode (1187), Luttingenrodde (1251), Lutgenroyde (1320), zu Luykenrode (1503), Leukenraht (17. Jahrhundert) wie sich das mittelalterliche Lutge in die später im Rheinland für Lüttich allgemein übliche Form Lück gewandelt hat – Siehe Regesten der Kölner Erzbischöfe II, Nr. 1282; Steinfelder Urbar von 1260, jetzt im Staatsarchiv Düsseldorf, daselbst auch die Steinfelder Urkunden Nr. 13, 144, 159; vergleiche auch Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Index unter Lüttich, dort auch der Familienname van Luytghen noch 1515. – Heute ist ja noch die flämisch-deutsche Bezeichnung Luik und haben sich mancherorts bei uns Redensarten und Verbindungen erhalten wie Lükker Wal für Wallone, Lückerwälsch für deren Sprache. Manche derselben weisen noch auf die früheren regen Verkehrsbeziehungen zwischen Lüttich und dem Rheinland hin, so das neckische: „Wer van Lück geht onbeloge, von Oche onbedroge, von Düre ongespott, der geht no Kölle on lof God".

  6. Bis 1939 Staatsarchiv Koblenz, Abt. 231, 57, Nr. 38a.

  7. Staatsarchiv Düsseldorf, Steinfeld, Akten Nr. 18. Die Ordenstradition, daß Marmagen mit den Dörfchen bis zum Kaiserstrauch (Marmagen cum viculis ad Caesaris rubum) zur ursprünglichen Dotation des Klosters gehört hätten, ist auch in dem allerdings sagenhaften Gründungsgedichte des Petrus de Wesalia aus Münstereifel vom Jahre 1523 enthalten. Siehe Katzfey, Geschichte der Stadt Münstereifel, II, S. 205. Kaiserstraße ist heue eine Flurbezeichnung zwischen Marmagen und Wahlen.

  8. S. das Weistum von Wahlen bei Lacomblet, Archiv VI, S. 304 und das genannte Urbar.

  9. Paul Klöser, Ueber das Wappen der Abtei Steinfeld in Volksblatt Euskirchen 1940, Nr. 93.

  10. Knipping, Regesten der Kölner Erzbischöfe, II, Nr. 1282.

    10a) Ein Ritter Molrepais unterzeichnet 1282 einen Vertrag im Limburgischen; Habets, Archiv der Reichsabtei Thorn.

  11. Staatsarchiv Koblenz, Abt. 231, 57, Nr. 38, S. 87.

  12. Von einander unabhängige Auszüge der Kaiserurkunde bei Ernst, Histoire de Limbourg, VI, S. 137, und in Chronik der Diözese Trier, 1828, S. 706.

  13. Eiflia illustrata, III, 1, S. 88.

  14. Alftersche Sammlung in der Staatsbibliothek Darmstadt – Die Kapelle ist allerdings sehr alt. Die Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 8, S. 316 berichtet aus der Gegend von Monschau, dort nenne der Volksmund Contzen im Bruch, Walber im Ginster, Thiel im Acker die ältesten Kirchen des Jülicher (!) Landes. Vollständiger gibt diese Volkssage Alfter in der erwähnten Beschreibung der Eifeler Christianität (nicht = Eifeldekanat als kirchlicher Verwaltungsbezirk). Neben den vier ältesten Pfarreien Steinfeld, Mechernich, Olef, Wollersheim werden als die vier ältesten Kapellen angeführt: Heimbach „uff der Schrob" (Bergschroffe), Conzen „im Broich" (Venn), Walber „uffm Stetgen" (Schleiden, woran der Walberhof 1539 kam, das dann auch die Kapelle verfallen ließ) und Thiel „im Acker" = Dirlau in der fruchtbaren Zülpicher Aue. Vermutlich ist der in der Schenkungsurkunde genannte Mönch Gedulfus auch der Erbauer der Kapelle gewesen.

  15. Wemmers, Erzlagerstätten der Eifel, Iserlohn 1909, S. 18.

  16. Der in den rheinischen Geschichtsquellen seltene Namen „Wallones" findet sich gerade in Bezug auf Limburg 1239 bei Erwähnung von Wassenburg (Walenberg): Berge, quod fuit Wallonum. – Knipping, Regesten II, Nr. 951; III, Nr. 1473,

  17. Lacomblet, Urkundenbuch I, Nr. 308; 485.

  18. Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, 93, S. 25; 33.

  19. Ausgabe von Strange l, 228.

  20. Nach Bärsch, Steinfeld, S. 64, besaß das Kloster auch ein Welchenhauser Gut zu Marmagen, in Gemeinschaft mit Jungfer Alheid und Gerhard von der Schleiden (= Gerhard v. Dalbenden). Es ist dies das Gut Wilcherhausen, welches (ein Dritteil?) nach einer nicht mehr aufzufindenden Urkunde im Pfarrarchiv zu Osterath – s. Archiv-Übersicht von Tille-Krudewig I, 32 im Jahre 1526 dem Gotteshaus Steinfeld geschenkt wurde und als curia Wilcherhusen auch um diese Zeit im Urbar erscheint. – S. Paas a. a. O. S. 183 Anm. 5. – In dem Nekrologium der Abtei wird der hierher gehörende Ritter Theodor v. Weylgenhuysen mit seinen Kindern Walter und Mathilde genannt – Boos, Eufalia III, 45. Es liegt nahe, einen andern adeligen Lehnsmann des Klosters, Philipp v. Walhusen, Jungfer Gretchen Bruder, der 1481 – Urbar Bl. 71 – mit einem Steinfelder Gut in Urft – dem Neringsburgerhof (?) – belehnt wird, mit ihm in Verbindung zu bringen und dieses Welchenhausen oder Walhausen auch auf wallonische Siedler zu deuten.

  21. Familiengeschichte Poensgen, Düsseldorf bei Bagel, 1908.

  22. Wemmer, a. a. O. S. 25.

  23. Kuhl in der Bergmannssprache gleich Grube, Pütz gleich Schacht.

  24. Staatsarchiv Koblenz 701 A VII 2 Nr. 34

  25. Kelleter a. a. O. S. 21.

  26. Boos, Eufalia, 6, 42.

  27. Vgl. meinen Aufsatz in den Annalen Heft 136: Die Alte Kirche in Hellenthal – eine Steinfelder Klostergründung um 1097.

  28. Köln Stadtarchiv Auswärtiges Nr. 323.

  29. Archiv-Übersicht von Tille-Krudewig III, 50.

  30. Bärsch, Kloster Steinfeld, S. 84.

  31. Annalen, 91, S. 99.

  32. Peltzer, Geschichte der Messingindustrie und der künstlerischen Arbeiten in Messing (Dinanderies) in Aachen und den Ländern zwischen Maas und Rhein in der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins bringt viel einschlägiges Material – Desgleichen Hashagen, Zur Geschichte der Eisenindustrie, vornehmlich in der nordwestlichen Eifel in Eifeler Festschrift 1913, S. 270.

  33. Geschichte der Familie Pönsgen, S. 19; 58. Nach Kelleter ist der Name Reifferscheid - Riferesheit 975 im Kreise Adenau und Reiferscheit castellum 1195 im Kreise Schleiden nicht als Niederlassung fränkischer Ripuarier, sondern Wallonisch – Eifeler Reifenschachtbauer zu deuten. Ein drittes weniger bekanntes Reiferscheid befindet sich bei Ruppichteroth im Oberbergischen.

  34. Geschichte der Eifeler Eisenindustrie, S. 101.

    34a) Bei Schmitz-Zander. Die Bleibergwerke bei Mechernich und Kommern, 1882 werden als solche genannt: Hai, Pütz, Piller, Pidsel, Stipe, Schoren.

  35. Steinfelder Urbar von 1260.

  36. Bergweistum Kall, s. Anm. Nr. 4.





Euskirchener Volksblatt, Nr. 249, 23./24.10.1943; Nr. 255, 30./31.10.1943.


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