Leben und Werk von Nikolaus Reinartz,
Pfarrer und Heimatforscher - Ein Projekt von Nikola-reinartz.de und Nikolaus-reinartz.de





Zwei Eifeler Bergweistümer des Jülicher Wildbanns Kall
und der Grafschaft Schleiden

Inhalt *)

Geschichte
I. Bergweistum im Jülicher Wildbann Kall in der Fassung vom Jahre 1622
Ia. Weistum der Geschworenen zu Kall
Ib. Anmerkungen 1
II. Bergweistum der Grafschaft Schleiden vom Jahre 1547
IIa. Bergweistumb Schleiden
IIb. Anmerkungen 2
Volkswirtschaftliche Betrachtung

II. Bergweistum der Grafschaft Schleiden vom Jahre 1547

Unter den eingangs erwähnten keltisch-römischen Bergdörfern des Kreises Schleiden wurde auch Sistig (mundartlich Sestig = Sextiacum) genannt. Bei Sistig kommen wir nun ins eigentliche Eisensteingebiet, das auch dem Kloster Steinfeld, gegründet um 920, seinen Namen gegeben hat. Stein bedeutet in der Eifeler Bergmannssprache, wie auch aus dem vorliegenden Weistum ersichtlich, spezifisch Eisenstein. Im Laufe der Zeit ist allerdings die Bearbeitung desselben von den Berghöhen bei Sistig-Steinfeld in die Täler der Olef und Urft hinabgestiegen, als an die Stelle der auf den natürlichen Windstrom der Gegend angelegten Schmelzlöcher die Aufbereitung durch Indienststellung der Wasserkraft zum Zerkleinern und Auswaschen der Erze, zum Antrieb der Gebläsebälge der Schmelzöfen und Hammerwerke trat. Dieser Fortschrit der Technik ist zum erstenmal 1187 in dem Namen des Steinfelder Hofes Reytbach, auch Repach, Reipach genannt, dokumentiert, den das Kloster aber bereits um 1050 im Quellgebiet des Kallbaches mitten in der Herrschaft Schleiden mit all seinem Zubehör ungestört besessen hat – heute Wüstung. 1) Auf Grund dieser Tatsache hat Kelleter 2) die These aufgestellt, daß Steinfeld, d. i. Eisensteinfeld, seit der Gründung des Klosters ein Zentrum und eine Pflanzschule der ringsum sich mehr und mehr entfaltenden bergbaulichen und hüttenmännischen Tätigkeit gewesen ist. Dieser kulturgeschichtlich hochinteressante Hinweis auf das „Bergmannskloster der Eifel“ ist bislang kaum beachtet worden.Tatsächlich finden wir aber von 1400 an, wo die Nachrichten über den Eifeler Bergbau erst richtig einsetzen, die Abtei sich bis zu ihrer Aufhebung in demselben betätigen. Gleich der erste Bericht über ein industrielles Unternehmen im Urfttale besagt, daß Steinfeld den dritten Teil (den Rest? der untersten Bleihütte ober Kall, später die Kirchenhütte genannt, erworben habe. 3) 1457 vertragen sich Dietrich, Herr zu Schleiden und das Gotteshaus Steinfeld wegen des Bergzehnten, den seine Vorfahren zum Schaden des Klosters an sich gebracht hatten. 4) 1476 ist die Rede von einem Steinberg, den die Herren von Steinfeld auftun, 5) wohl bei der Reypugch, von dem sie 1511 Abgaben erheben. 6) 1503 erwähnt das Steinfelder Güterverzeichnis 7) eine Hütte Lyntberg im oberen Urfttal, wo der Haubach (Houweyr) und der Laufbach einmünden, heute alles einsames Waldgebiet, wo nur mehr Flurnamen wie „auf Erzberg“, „auf Schorrenfeld“ an die frühere Betriebsamkeit mahnen. Das Reitwerk Münchenrath bei Sötenich erinnert schon durch seinen Namen an Steinfeld; es steht aber auch fest, daß das Kloster Eigentum an demselben besessen hat. 8) Endlich ist noch die Steinfelderhütte unterhalb des Klosters bei Urft gelegen zu nennen, welche von fünf Stauweihern getrieben, eins der bedeutendsten Reitwerke der Eifel darstellte. 9)

Andererseits dürften sich auch die ständigen Zwistigkeiten zwischen Steinfeld und ihren Nachbarn, den Herrn und Grafen von Schleiden, die sich das ganze Mittelalter vom 12. Jahrhundert an hindurchziehen, mehrfach durch Schiedssprüche zu Gunsten der alten Gerechtsame der Abtei geschlichtet, aber immer wieder infolge neuer Eingriffe des Gegners aufflammend, durch den Gegensatz der bergbaulichen Interessen erklären. 10) Zumeist bezogen sich diese Streitigkeiten ja auf Berg- und Waldnutzungen und die Hoheit über den erwähnten Steinfelder Hof Reytbach. Nun war Schleiden für seine aufblühende Industrie gerade auf die Holzkohlen der Wälder und Erze des Steinberges bei Reytbach angewiesen. 1438 sind ja nicht weniger wie sechs Eisenhütten im Schleidener Tal in vollem Betrieb zu Hellenthal, Kirschseiffen, Bumenthal, Müllershammer bei Blumenthal, Oberhausen und Wiesgen, wozu bald noch Gangfort bei Schleiden kam. In der Folge errichteten auch die Herren von Dreiborn in Olef, der Herzog von Jülich in Gemünd ein Reitwerk, aber Schleiden blieb führend. So findet es wegen seiner Eisenfabrikation rühmende Erwähnung in der Cosmographie von Sebastian Münster, fünftes Buch, Kapitel 165, wo dieser 1541 über die Eifel schreibt: „Wiewohl dies ein trefflich rauh Land und birgig ist, hat es Gott doch nicht unbegabt belassen, der dann einem jeden Land etwas giebt, davon sich die Einwohner mögen betragen und ernehren ...; in Sleida im Tal Hellental macht man fürbündig gut Schmiedeysen, man geußt auch Eysen-Oefen, die ins Oberland, Schwaben und Franken verkauft werden.“ Aus dieser ersten Blütezeit der Industrie des Schleidener Tals – die zweite noch größere kam zur Zeit des Napoleonischen Kriegs – stammt denn auch das Schleidener Bergweistum, das wir als Gegenstück zum Kaller Bergweistum nunmehr bringen. Während jenes die gesamte Bleiproduktion betraf, bezieht sich dieses nur auf die Gewinnung der Eisenerze, auch nicht auf deren Verhüttung. Beide stimmen jedoch in wesentlichen Grundzügen überein, weshalb auch auf die früheren Erläuterungen hier verwiesen werden kann. Das Schleidener Bergweistum wurde bereits, jedoch nicht fehlerfrei, gedruckt bei Grimm, Weistümer II, 572. Wir geben es wieder nach einer guten Abschrift im Frh. v. Harffschen Archiv, Gemünd, bei Krudewig, Archivübersicht III, S. 281, Nr. 40, irrtümlich als Bergweistum der Herrschaft Dreiborn bezeichnet.





IIa. Bergweistumb Schleiden









Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 151/152, 1952, S. 350–370.
*) Gliederung Nikola-Reinartz.de


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